Susannes Ahnen
in Ostpreußen und Nordfriesland
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Ostpreußen/Ermland

Meine ostpreußische Familie

Mein Vater, Georg Nitsch, wurde am 19. April 1933 in Launau, Kreis Heilsberg im ostpreußischen Ermland geboren. Das heißt - eigentlich wurde er am 20. April 1933, kurz nach Mitternacht, geboren. Der 20. April war Hitlers Geburtstag, und alle Kinder, die an diesem Tage geboren wurden, wurden automatisch Hitlers Patenkinder und erhielten 200 Reichsmark. Das war zu dieser Zeit sehr viel Geld. Aber August, sein Vater, sah das Unglück, dass Hitler über Deutschland bringen würde, voraus, und so meldete er seinen jüngsten Sohn beim Standesamt Raunau unter dem Geburtsdatum 19. April 1933 an.


Familienfoto von 1928; Georg ist noch nicht geboren



Georgs Kommunion im Frühling 1942

August Nitsch heiratete am 22. September 1913 in Reichenberg die Anna Ehm. Sie  bekamen zehn Kinder, von denen sieben überlebten. Trotz der vielen Arbeit auf dem Bauernhof lebten sie ein herrliches freies Leben in der ostpreußischen Natur und schreckten vor keinem Streich zurück.



Foto vom Bauernhof der Familie Nitsch in Launau, Kreis Heilsberg/Ermland

Die Arbeit auf dem Feld und mit den Tieren bestimmte den Tag und das ganze Leben der Familie.


Auch die Kinder mussten altersgemäße Aufgaben übernehmen.
Hier Georg und sein Bruder Otto bei der Feldarbeit

Annchen beim Hühnerfüttern


Gemälde vom Bauernhof der Familie Nitsch, gemalt von Alois Nitsch

August und Anna mussten alle Söhne (bis auf Georg, der zu jung war) in den Krieg ziehen lassen. Alle kämpften in Russland und gerieten in Kriegsgefangenschaft. Wie durch ein Wunder kamen alle Söhne zu den Eltern zurück und lebten noch viele Jahre in ihrer neuen Heimat Norddeutschland, nur Georg fand Arbeit in Solingen, wo die älteste Schwester Annchen bereits wohnte, und der nächstälteste Bruder Alo zog in den Schwarzwald.



Weihnachten 1942 in Launau. Georg hat eine Trompete geschenkt bekommen.



1942 heiratete Annchen den Paul Scheer. Der Sohn Werner wurde geboren, starb aber im Alter von zehn Monaten an Diphterie. Kurz vor der Flucht bekam Annchen Zwillinge; ein Mädchen wurde tot geboren, das andere Mädchen namens Regina starb nach wenigen Tagen. Annchen war noch nicht vom Kindbettfieber genesen, als ihr Vater August sie abholte, weil die Flucht unaufschiebbar war. Die Russen waren bereits auf dem Bauernhof. Wie durch ein Wunder konnte die Familie noch fliehen. Die Flucht führte sie in einem riesigen Treck durch Ostpreußens Eis und Schnee. Die Familie befand sich schon fast auf der Gustloff, dem bekannnten Flüchtlingsschiff. Da der Vater nicht mit an Bord durfte, verließ die Familie das Schiff wieder und hörte erst Monate später, dass das Schiff torpediert worden war und dass es nur wenige Überlebende gegeben hat.


Paul war ein sehr lieber Mensch. Hier ein Foto von ihm und seiner Mutter aus dem Jahre 1943, rechts im Bild der kleine Georg.

Wie wohl alle Männer wäre Paul lieber bei seiner Frau Annchen und seinem kleinen Sohn Werner geblieben. Aber er musste in einen grausamen und unerbittlichen Krieg ziehen und verlor sein Leben bei der mörderischen Schlacht von Monte Cassino. Jahrelang hoffte Annchen, er würde wiederkommen, aber eines Tages kam ein Kriegskamerad, der in Pauls Einheit kämpfte. Er war der einzige Überlebende. Annchen musste ihren Paul für tot erklären. Diesen Schicksalsschlag, den Mann und drei Kinder verloren zu haben, hat Annchen nie überwunden.


Die junge Annchen im Jahre 1945

Annchen mit Blumen

 

Annchen mit einer Katze. Annchen war ausgesprochen tierlieb, besaß noch als alte Frau Wellensittiche und einen Kanarienvogel, den wir nach ihrem Tod erbten.

Annchen und ihre Mutter hatten eine ganz besonders enge Beziehung zuseinander.

August und Anna haben die Flucht und den Verlust ihrer Heimat nie verkraftet. Die Flüchtlinge waren in Schleswig-Holstein unerwünscht und man ließ es sie spüren. Die karge Ernährung, die Entbehrungen und der Kummer hinterließen ihre Spuren: August erkrankte 1950 an Krebs und starb bald, Anna folgte ihm ein Jahr später; sie starb an Herzversagen.


August Nitsch, geboren am 09.11.1886 in Launau.
Dieses Foto entstand noch in Ostpreußen, er starb am 12. November 1950 in Heide/Holstein.


Anna Nitsch geb. Ehm, geboren am 26. Januar 1889 in Ober-Kapkeim (Glottau), Kreis Heilsberg. Dieses Foto entstand im Jahre ihres Todes. Sie starb am 19. Dezember 1951 in Lunden/Dithmarschen.

Dieses Foto wurde noch in Ostpreußen aufgenommen. Links steht der kleine Georg, rechts der Bruder Otto.

Annchen und ihr Mann Paul Scheer, Anna und August Nitsch mit Sohn Georg in Launau

 

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Georg ging 1949 in Heide in die Lehre und wurde Autoschlosser.


Später ging er zur Post und wurde Postbeamter.

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Annchen mit Susanne und Bianca im Garten, Mai 1981


Annchen starb am 17. Januar 1992 im Alter von 77 Jahren


Georg 1990 in Lübeck mit Heinrich, dem Löwen


1999 am dänischen Meer


Jedes Jahr pflückt Georg Flieder im eigenen Garten für seine Karin


Georgs 70. Geburtstag am 19. April 2003


Susanne und Georg in Nordfriesland, 2004


Seit 2005 sind Georg und Bianca Mitglieder bei der Marinekameradschaft Solingen. Georg ist 2. Vorsitzender, Bianca ist Info-Wart und schreibt für das Vereinsheft "Signalgast". Dieses Foto entstand am 2. Advent 2008 beim alljährlichen Weihnachtskonzert des Bündener Shanty-Chores in der Stadtkirche Solingen.
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In Wittenberg besuchte ich das "Haus der Geschichte". Dort gibt es u.a. ein Zimmer mit der Einrichtung aus der Nachkriegszeit. So haben die Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten in Norddeutschland gehaust, auf kleinstem Raum mit vielen Personen zusammengedrängt.

  Bianca und ich besuchten die Ausstellung "Fremdes Zuhause" in Molfsee bei Kiel. Es ging um Heimatvertriebene in der Nachkriegszeit, die nach Norddeutschland geflüchtet waren. Es war sehr bewegend, Erinnerungsstücke aus der alten Heimat Ostpreußen zu sehen, die die Flüchtlinge mitbrachten. Hier wurde uns das Elend der Flüchtlinge sehr deutlich vor Augen geführt.

 

 

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Augusts Vater hieß Peter Nitsch, der um 1850 geboren sein muss. Er war ein starker, ungewöhnlich großer Mann, der sogar mit einem Wolf gekämpft hatte. Leider konnte ich seine Herkunft und die seiner Frau - Anna Buchholz - noch nicht ermitteln. Die Spur endet bereits 1872. Der älteste Sohn Josef wurde 1872 in Wernegitten geboren.


Josefs Taufeintrag

Anna Ehm wurde in Ober-Kapkeim (Glottau) geboren. Ihre Vorfahren stammen aus Nossberg und Heiligenthal. Das älteste Foto dieses Familienzweigs zeigt Barbara Ehm geb. Wolf, auch der Taufeintrag ist vorhanden.


Foto von Barbara Ehm geb. Wolf, geboren am 07. Februar 1863 in Glottau, gestorben am 15. Mai 1943 in Freimarkt. Ihr Gesicht ist gezeichnet von einem Leben harter Arbeit. Dieses Foto entstand im Jahre 1930.
Den Verlust der Heimat hat sie zum Glück nicht mehr erlebt.


Taufeintrag von Barbara Ehm geb. Wolf